Kind mit vielen Handtaschen

Irgendwie sind wir alle auf der Suche. Es fehlt einfach immer irgendwas. Das Streben nach mehr ist den Menschen in die Wiege gelegt, und sogar wenn man alles hat, nagen Kleinigkeiten an einem, und wenn es nur der letzte fehlende Panini-Sticker ist.

Die meisten suchen nach Sinn und Glück. Berühmte Personen oft Ruhm und Reichtum. Mahatma Ghandi suchte nach Frieden. Donald Trump nach Macht und Stimmzettel und Indiana Jones nach dem heiligen Gral. Auch ich begebe mich täglich auf die Suche. Ich suche Autoschlüssel, Portemonnaie, Brille oder Handy. Oft suche ich diese Dinge unter Zeitdruck, weil wichtige Termine warten und meist suche ich in irgendeiner Handtasche der Frau.

Viele Handtaschen in einer Badewanne
Der Handtaschen-Tsunami im Badezimmer

Die Handtasche ist ein klaffendes, schwarzes Loch, das alles verschlingt. Meist auch meine Sachen.

Die Frau liebt Handtaschen, sie hat massenweise davon und auch die Töchter bekommen Schnappatmung, wenn sie eine sehen. Mit fiebrigen Augen haben sie vor einiger Zeit alle Taschen, Beutel und Clutches in der Badewanne aufgetürmt. Die Badewanne konnte man danach nicht mehr sehen, der Handtaschen-Tsunami verschlang das halbe Bad und erstreckte sich bis zur gegenüberliegenden Dusche.

Handtaschen tragen Schätze in sich

Alle Handtaschen haben eines gemeinsam: Sie sind ein Mysterium. Klaffende, schwarze Löcher, die alles verschlingen. Tore in eine andere Dimension. Oft sind es auch gar nicht Handtaschen, sondern eher Beutel. Groß, unnahbar, geheimnisvoll und mit ungeheurem Fassungsvermögen.

Bei der Suche nach dem Autoschlüssel braucht es Mut. Ich atme tief durch und stecke meine Hand in die dunkle Öffnung des Beutels. Was, wenn mich etwas beißt? Oder sich die Hand in Luft auflöst und in der fremden Dimension verschwindet? Doch das passiert zum Glück nicht. Trotzdem finden sich die verrücktesten Sachen in den Taschen. Neben den üblichen Stofffusseln, Tampons, Eyeliner, Haargummis und anderen Frauenkram ertaste ich Socken, geschmolzene Schokolade, einen Löffel, eine Packung Schnittsalami, die Fernbedienung, die ich schon lange vermisse und etwas kleines Verschrumpeltes, das sich anfühlt wie eine alte Dattel.

Was ist bloß mit der Watte?

Schmutzige Wattebäusche im Eimer
Blutende, misshandelte Wattebäusche, vollkommen im Eimer

Was man eigentlich sucht, bleibt meist unauffindbar. Dafür befinden sich absolut immer und ohne Ausnahme, Unmengen von Wattebäuschen in den Handtaschen. Die gehören bei Frauen scheinbar zur Basisausrüstung, sind lebensnotwendig wie Luft zum Atmen. Ich finde das faszinierend. Ich brauche nämlich keine Wattebäusche. Hab noch nie welche gekauft. War nie in einer Situation, in der ich mir dachte: „Oh, so einen Wattebausch, den könnte ich jetzt gut gebrauchen! Der würde mir jetzt den Arsch retten“. Frauen brauchen sie. Und zwar nicht ein oder zwei. Die brauchen tausende! In rauen Mengen schleppen sie die Wattebäusche in ihren Handtaschen durch die Gegend. In riesigen Säcken karren sie sie in ihre Wohnungen. Und zwei Tage später sind die Säcke wieder leer. Alles weg. Wo sind die Wattebäusche hin? Was macht ihr bloß damit? Ab und zu sehe ich welche im Mistkübel. Sie sehen traurig aus. Als hätten sie etwas Furchtbares erlebt. Verhört, misshandelt und gefoltert. Sie tun mir dann ein wenig leid.

Auf der Suche nach Erleichterung

Um mich vom Joch der permanenten Suche zu befreien, habe ich mehrere Lösungen ausgearbeitet. Ich habe aufgerüstet und besitze nun drei Brillen und vier Autoschlüssel. Zumindest eine Brille und ein Schlüssel sollte so den schwarzen Handtaschen-Löchern entkommen und schnell auffindbar sein. Geldtasche und Handy bleiben ab sofort immer in der Jackentasche. Außerdem werde ich mir eine eigene Handtasche zulegen, in der dann hoffentlich verlorene Dinge wie von Zauberhand wieder auftauchen. Wie die Tasche aussehen soll, ist mir egal. Anbieten würde sich ein maskulines Design. Vielleicht mit einem Motorrad oder einem Totenkopf drauf. Ich bin für Vorschläge offen.

Schreibe einen Kommentar

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner