Wer sich quälen will, macht bei Bergläufen mit

Der Lockdown geht zu Ende und es dauert nicht mehr lange, dann sperrt alles wieder auf. Manche Menschen freuen sich auf Bier und Spritzer im Schanigarten, das Schnitzerl im Gasthaus oder Urlaub am Meer. Andere brennen auf den Start der Berglaufsaison. Und wenn ich sage andere, meine ich mich.

Der Saisonstart im Laufsport wird – vor allem nach einem Lockdown – von einem Großteil der Läuferinnen und Läufer sehnsüchtig erwartet. Vor allem Masochisten wie ich freuen sich darauf, endlich wieder Höhenmeter zu fressen bis die Sehnen reißen und mit Wadenkrämpfen im Ziel zusammenzubrechen.

Ich liebe diese Qualen und den Kampf gegen den inneren Schweinehund. Und wer jetzt den Kopf schüttelt und sagt: „Der spinnt, der hat wohl nicht alle Latten am Zaun!“, der kennt die Luft in den Bergen nicht. Die ist nämlich sehr gut. Frisch und klar füllt sie den Körper mit elektrisierender Energie während man über Stock und Stein dem Gipfel entgegen keucht. Nur ein paar Stunden in den Bergen reichen damit die Pusteln und Pickel von einem abfallen, die man von der Stadtluft hat. Man kann sie dann beobachten, wie sie vom Wind ins Tal hinfort getragen werden.

Raritäten als Trophäen

Wenn man während der Siegerehrung ins Tal hinunter blickt, dahin wo die Stadtmenschen mit ihren eitrigen Wimmerln bei Schweinsbraten und Spritzwein sitzen, dann weiß man wofür man gerade durch die Hölle gegangen ist. Es gibt nämlich die tollsten Dinge zu gewinnen. Auf den Gabentischen präsentieren sich Raritäten, die weltfremde Städter noch nie zu Gesicht bekommen haben. Selbstgehäkelte Zierdeckchen mit Blumenmotiven, erlesene Schnitzereien aus Birkenästen, kleine Lindwürmer aus Keramik und Kalender mit Landschaftsbildern aus dem Gurk- oder Metnitztal in den 70er-Jahren.

Schwerfälligkeit ist bei Bergläufern noch unbeliebter als Nordic-Walker und E-Biker zusammen

Letztens bekam ich für einen dritten Platz eine selbst geschnitzte Holzfigur die aussah wie ein Penis. Der Penis war

Die gemeine Stinkmorchel
Die gemeine Stinkmorchel, Pilz des Jahres 2020 in Deutschland (Foto: xblickwinkel/H.xDutyx)

aber eine Stinkmorchel, Pilz des Jahres 2020 in Deutschland und offenbar auch bei Kärntner Holzschnitzmeistern sehr beliebt. Eigentlich wollte ich den geschnitzten Penispilz nicht annehmen, weil eine solche Kostbarkeit hat, wie ich finde, nur der Sieger verdient. Dieser erhielt hingegen einen Korb voller Knackwürste, was gerade die Konkurrenz erfreute. Zu viele Würste in den Beinen machen nämlich schwerfällig und Schwerfälligkeit ist bei Bergläufern noch unbeliebter als Nordic-Walker und E-Biker zusammen.

Ein Stein zur Motivation

Ich war mal bei einem Rennen, da erhielt ich für den Klassensieg einen Riesenkarton voll Nudeln. In meiner Klasse war außer mir nur ein anderer Teilnehmer und der bekam für den zweiten Platz einen Karton mit Fertigsauce. Wir hatten Pech, denn in der Altersklasse unter uns wurden weitaus interessantere Preise vergeben. Der Sieger durfte sich über einen Sack Mottenkugeln freuen. Der Zweite erhielt drei XXL-Flaschen Shampoo für spröde Haare. Für den Dritten blieb nur ein bemalter Stein. Der Stein war optisch sehr schön, die Farbauswahl geschmackvoll. Der Sinn des Präsents erschloss sich mir aber trotzdem nicht ganz. Vielleicht sollte der Stein als Trainingsmotivation dienen, um im nächsten Jahr die Mottenkugeln oder vielleicht sogar einen selbst geschnitzten Birkenast zu ergattern. Ich selbst bin jedenfalls topmotiviert und hoffe mir diese Saison den einen oder anderen weiteren Holzpenis ins Trophäenregal stellen zu können.

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