Seit Wochen vegetieren wir schon zuhause herum. In der Wohnung müffelt es nach alten MNS-Masken, Dosenfutter und Seife, was wir aber nicht merken, weil unserem Geruchssinn andere Reize fremd sind.

In hellen Momenten raffen sich die Mädels zu kreativen Betätigungen auf. Dann malen sie mit ihren schokoverschmierten Fingerchen abstrakte Kunstwerke auf die Wände, verknoten meine Schnürsenkel oder füllen Salz in die Zuckerdose. Zwischendurch stecken sie sich Löffel in die Socken, klappern damit über den Fußboden und verlangen lautstark nach Stöckelschuhen.

Die meiste Zeit über herrscht aber Lagerkoller, die Legosteine und Barbiepuppen fliegen tief und die Mädels gehen sich gegenseitig auf die Nerven. Sie verbarrikadieren sich in ihren Zimmern und wollen niemanden sehen.

Vergraben unterm Klamottenberg

Nachdem ich letztens mehrere Stunden kein Lebenszeichen von Töchterchen L. vernahm, hielt ich Nachschau. Ich machte die Tür auf und sprach in den Klamottenberg vor mir hinein. L. selbst war nicht zu sehen. Um sie zu finden, hätte ich mich durch meterweise Hosen, Kleider, zerfledderte Comics und Spielsachen graben müssen.

Um die Dringlichkeit meines Anliegens zu bekräftigen, drohte ich ihr mit fünf Folgen Marie Kondo-Zwangskonsum

Auf meine Bitten den Berg abzutragen, erschallten meckernde Ziegengeräusche tief aus dem Haufen. Also rief ich in den Plunder hinein, dass Whiskey, der Nachbarshund, erst zu Besuch kommen darf, wenn das Zimmer picobello aufgeräumt ist. Um die Dringlichkeit meines Anliegens zu bekräftigen, drohte ich ihr mit fünf Folgen Marie Kondo-Zwangskonsum. Eine Stunde später blickte ich wieder ins Zimmer, und der Klamottenfriedhof war beseitigt.

Kreative Aufräumtechniken

Am Nachmittag stand dann Whiskey, ein kleiner weißer Scotland Terrier, vor der Tür und trippelte schnurstracks in L.s Zimmer, wo er unterm Bett verschwand und nicht mehr auftauchte. Die Mädels schoben mich ins Zimmer und erbaten Unterstützung. Ich sollte doch bitte Whiskey da unten rausholen. Ich beugte mich runter und erspähte den Hund, sich in einem Haufen Unrat wälzend. Offensichtlich hatte L. die eine Hälfte des Klamottenbergs unter das Bett geschaufelt und die andere hinter der Tür versteckt. „Bei dir piepts wohl“, stellte ich fest. „Ach Papa“, sagte L. „im nächsten Lockdown bleibt noch genug Zeit zum Aufräumen!“

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